Deutschmatura Quellensammlung
  G - Eva Prinzip
 
Wie hat sich durch den Wandel der Funktionen das Bild von Mann und Frau verändert?

In der Bauernfamilie spielen Mann und Frau jeweils eine wichtige, jedoch völlig unterschiedliche Rollen. Die Frau saß zu Hause und beaufsichtigte alle Arbeiten im Haus. Sie war verantwortlich für die Erziehung der Kinder und beaufsichtigte auch diese. Sie hatte einen Platz im Haus von wo sie den Stall wie auch die Schlafkammer überblicken konnte.
Der Mann übernahm die Ernährerfunktion. Er arbeitet auf dem Feld und war dafür verantwortlich, dass es immer etwas zu Essen gab. Durch die klare Trennung der Aufgaben war nicht einer der beiden wichtiger. Man kann von einer gewissen Gleichberechtigung reden, da weder der Mann noch die Frau sich aussuchen durften, was sie machen wollen keiner von beiden durfte die Arbeit des anderen übernehmen.

Bei der Heimarbeiterfamilie ändern sich nun die verschiedenen Aufgaben. Jeder in der Familie muss nun mithelfen und jeder muss dieselben Aufgabenausführen. Es wird kein Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht.

In der bürgerlichen Kleinfamilie übernimmt jetzt der Mann alle Aufgaben. Die Frau sitzt zu Hause und der Mann arbeitet und beschafft das Geld und die Nahrung. Frau und Mann sind nicht mehr gleichberechtigt denn auf einmal kann der Mann besser Geld beschaffen. Der Mann meint der Frau einen Gefallen zu tun indem er ihr die ganze Arbeit abnimmt und anfangs ist die Frau auch glücklich darüber. Doch im Laufe der Zeit ist die Frau nicht mehr länger mit ihren repräsentativen Aufgaben zufrieden. Sie fordert Gleichberechtigung und die Emanzipation der Frau beginnt.

Heutzutage sind Mann und Frau nahezu gleichberechtigt. Jeder darf sich aussuchen als was er arbeiten will und Mann und Frau haben nahezu die gleichen Chancen.


Gomilschak, Max Haller, Franz Höllinger

Institut für Soziologie, Karl-Franzens-Universität Graz

WEIBLICHE ERWERBSTÄTIGKEIT UND EINSTELLUNGEN
ZUR ROLLE VON FRAUEN

Ein Vergleich zwischen 20 Ländern

1. Einleitung

In den letzten Jahrzehnten hat die Institution der Familie einige tiefgreifende Veränderungen erfahren. Von besonderer Bedeutung ist dabei sicherlich die Transformation der Geschlechtsrollen (insbesondere der Rolle der Frau). Das traditionelle Modell der bürgerlichen Familie mit dem Mann als "Familienernährer" und der Festlegung der Frau auf die Rolle als Hausfrau und Mutter wird durch die steigende Anzahl der erwerbstätigen Ehefrauen und Mütter zunehmend in Frage gestellt.

Obwohl sich diese Tendenzen in ganz Europa (und auch in vielen außereuropäischen Nationen) feststellen lassen, gibt es im internationalen Vergleich einige bedeutsame Unterschiede. Es ist also davon auszugehen, daß die Verhaltensformen und Einstellungen in diesem Bereich nicht ausschließlich durch den individuellen Lebenszusammenhang der Einzelnen zu erklären sind. Darüber hinaus muß es noch einen durch makrosoziologische Variablen bestimmten kulturellen Rahmen geben, der sich in Form nationaltypischer Familienstrukturen abbildet.

Wir wollen in diesem Beitrag zweierlei versuchen. Zum einen soll der Zusammenhang zwischen dem Umfang der Frauenerwerbstätigkeit und den Einstellungen zur Frauenrolle in den von uns untersuchten Ländern dargestellt werden. Zum anderen gilt es jene gesellschaftlich-kulturellen Determinanten dieser Einstellungen zu bestimmen, welche für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den nationalen Familienstrukturen verantwortlich sind. Diese sollen dann individuellen Determinanten gegenübergestellt werden, um zu zeigen, daß (nationaltypische) kulturelle Prägungen auf Einstellungen und Verhalten im Untersuchungsbereich oft stärkeren Einfluß aufweisen, als dies bei den individuellen Sozialvariablen der Fall ist.

2. Daten

Die Daten für diese Untersuchung wurden für die Studie "Family & Changing Gender Roles" im Rahmen des "International Social Survey Programme" (ISSP) in den Jahren 1994/95 erhoben (ZA 1997). Die Befragung wurde in rund zwei Duzend Ländern durchgeführt, wobei über 32.000 Personen befragt wurden. Aus dieser Gruppe wurden 16 Länder aus Ost- und Westeuropa, sowie die vier außereuropäischen englischsprachigen Nationen ausgewählt, da sie eine vergleichbare (wenn auch keineswegs identische) Sozialgeschichte der Familie aufweisen.

Um die Ergebnisse besser darstellen zu können, haben wir die untersuchten 20 Länder in fünf Gruppen zusammengefaßt. Jede dieser Gruppen enthält Länder, die bedeutende Gemeinsamkeiten aufweisen. Meist handelt es sich dabei um benachbarte Nationen. Soziostrukturelle Gemeinsamkeiten sind hier natürlich eher zu erwarten, da Auswirkungen der kulturellen Diffusion, des politischen Einflusses und der ökonomischen Beziehungen bei Nachbarstaaten intensiver sind (vgl. HALLER 1990).

Es handelt sich dabei um folgende Gruppen:

* Osteuropa
(Tschechien, Ungarn, Polen, Slowenien, Bulgarien, Russland) Diese Länder haben seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ähnliche politisch-historische Prozesse durchlaufen und ein vergleichsweise geringes ökonomisches Entwicklungsniveau. Zwei dieser Länder (Bulgarien und Russland) weisen auch in religiös-kultureller Hinsicht (orthodoxe Kirche) eine besondere Prägung auf.

* Skandinavien
(Norwegen, Schweden) Beide Nationen haben hochentwickelte Volkswirtschaften, ein protestantisches kulturell-religiöses Erbe und sind ausgeprägte Wohlfahrtsstaaten. 

* Mittel- und Westeuropa
(Großbritannien, Niederlande, Ost- und Westdeutschland, Österreich) Hier handelt es sich um die vergleichsweise heterogenste Gruppe. Diese Länder haben überwiegend ein hohes ökonomisches Entwicklungsniveau (ausg. Ostdeutschland), vergleichsweise lose Verwandtschaftsbeziehungen, eine katholische kulturell-religiöse Prägung (ausg. Ostdeutschland u. Großbritannien) und haben ausgeprägte Wohlfahrtsstaaten.

* Südeuropa & Irland
(Italien, Spanien, Irland) Diese Länder verbindet vor allem der Einfluß des Katholizismus. Die zwar recht hochentwickelten Volkswirtschaften weisen ähnliche Probleme auf (z.B.: relativ hohe Arbeitslosenquoten).

* Außereuropäische angelsächsische Länder
(USA, Kanada, Australien, Neuseeland) Es handelt sich hierbei um ökonomisch hochentwickelte Staaten mit protestantischer kulturell-religiöser Prägung. Die Marktmechanismen sind (insbes. bei den USA) im Vergleich zu den starken wohlfahrtsstaatlichen Strukturen in Europa stark ausgeprägt.

3. Trends in der Entwicklung weiblicher Erwerbsquoten
und in den Einstellungen zur Frauenarbeit

Die Sozialgeschichte der (europäischen) Familie zeigt, daß die typischen Erwerbs- bzw. Arbeitsbedingungen schon immer einen wesentlichen Einfluß auf die Familienstrukturen ausgeübt haben (vgl. dazu SIEDER 1987). In traditionalen Gesellschaften war die Versorgung der Familie (zu ca. 90% Bauern- oder Handwerkerfamilien) eine Aufgabe, an der sich alle Familienmitglieder beteiligten. Mit dem Siegeszug des "bürgerlichen Familienmodells" kam es erstmals zu einer - geschlechtsspezifischen - Trennung zwischen (männlicher) außerhäuslicher Erwerbsarbeit und (weiblicher) Hausarbeit. 

Dieses Familienmodell erlebte allerdings erst zu Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts seinen Siegeszug. Seither ist die Frage der Stellung der Frau in Gesellschaft und Familie aufs engste mit der Frage der weiblichen Erwerbstätigkeit verknüpft. Das Aufbrechen des Modells der bürgerlichen Familie, die steigende Anzahl von berufstätigen Frauen und die damit verbundene Aufwertung der Stellung von Frauen auf fast allen gesellschaftlichen Ebenen können heute als zentraler Bestandteil der Modernisierung (westlicher) Gesellschaften verstanden werden (BECK-GERNSHEIM 1983; SCHULZ 1983).

In Tabelle 1 wurden Basisdaten zur Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit und einigen sozio-kulturellen Basisdaten nach den fünf oben vorgestellten Makroregionen zusammengestellt. Die Befunde zum ersten Themenkreis zeigen: Obwohl die weibliche Erwerbstätigkeit in den letzten 35 Jahren in allen Ländern markant zugenommen hat, bestehen immer noch sehr große Unterschiede (vgl. Tabelle 1, Spalte a): Unter den 30-45jährigen Frauen sind in Osteuropa mit Abstand am meisten - 80 bis 90% - erwerbstätig. Es folgen die skandinavischen Länder mit gut 80%, sodann die angelsächsischen Nationen und auch Österreich (zwei Drittel bis drei Viertel erwerbstätig). In Südeuropa (Italien, Spanien) und Irland sind deutlich niedrigere Anteile von Frauen (50-60%) erwerbstätig.

 

Der Zuwachs der Erwerbsquote seit 1960 war am stärksten in Skandinavien und in den angelsächsischen Ländern; in diesen Ländern ist auch der größte Anteil aller Frauen teilzeitbeschäftigt (die Hälfte bis zwei Drittel). In Österreich sind 44% der Frauen teilzeitbeschäftigt, in Südeuropa nur ein Drittel, in Osteuropa überhaupt nur verschwindend geringe Anteile. Hier sind nicht nur fast alle Frauen erwerbstätig, auch der zeitliche Umfang der Erwerbstätigkeit ist dort am höchsten.

In acht Ländern wurde die gleiche Erhebung bereits 1988 durchgeführt. Der Vergleich der Einstellungen zwischen 1988 und 1994 zeigt, daß in allen westlichen Ländern parallel zum Anstieg der Frauenerwerbsquote auch die Befürwortung der Erwerbstätigkeit der Frau zunimmt und die Zuschreibung zu einer ausschließlichen Familien- bzw. Hausfrauenrolle abnimmt.

In Ungarn (dem einzigen ehemaligen sozialistischen Land, das sich bereits 1988 an der Erhebung beteiligte) gilt dieser Zusammenhang hingegen nicht. Hier wird trotz (unvermindert) hoher Frauenerwerbstätigkeit die Erwerbstätigkeit der Frau heute noch skeptischer beurteilt als schon um 1988.

Der internationale Vergleich der Einstellungen zeigt sehr starke Differenzen (vgl. Abbildung 1):

* Die Zuschreibung der traditionellen, ausschließlichen Familienrolle an die Frau (Was Frauen wirklich wollen, ist Heim und Kinder„) ist am seltensten in den angelsächsischen Ländern und in Skandinavien, dagegen sehr hoch in Osteuropa!

* Die Österreicher liegen mit 44% Zustimmung zwischen den westlich-angelsächsischen und den südeuropäischen Ländern.

* In der Befürwortung der weiblichen Berufstätigkeit quasi als Verpflichtung der Frau (man kann hier auch vom Modell einer „Doppelverdienerfamilie„ sprechen), zeigen sich jedoch umgekehrte Muster: Diese ist am höchsten in Osteuropa (mit Ausnahme Polens), etwas niedriger in Mitteleuropa, und am niedrigsten in westlichen Ländern wie Holland, Australien und Neuseeland. 

 

 
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